Nach den European Association of Urology Guidelines (EAU) umfasst das chronische Beckenschmerzsynrom bei Männern eine multifaktorielle Ursache, unter der auch chronische Prostataschmerzen subsummiert sind.

Der Schmerz kann mit Infektionen oder Entzündungen einhergehen und involviert sowohl somatisches als auch viszerales Gewebe. Emotionales, kognitives und sexuelles Verhalten werden dadurch nachhaltig beeinflusst. Etwa 35 % aller Männer erkranken im Laufe ihres Lebens an CPP (chronical pelvic pain). In etwa 30 % der Fälle handelt es sich um die sogenannte Prostatadynie, bei 65 % um eine nicht bakterielle Prostataentzündung und in 5 % handelt es sich um eine chronische, durch Bakterien hervorgerufene Entzündung.

Prostatadynie

Die Prostatadynie betrifft vor allem jüngere Männer zwischen dem zweiten und vierten Lebensjahrzehnt.

Anamnestisch stehen Schmerzen im Bereich des Schambeins und im Dammbereich im Vordergrund mit vermehrtem Harndrang oder Nachträufeln beim Wasserlassen und Schmerzen bei der Ejakulation. Die Männer klagen über deutliche Einschränkungen im Berufsleben wie auch eine Abnahme des Sexuallebens aufgrund der Schmerzen und Libidoverlust.

Befragt, geben die Patienten oft an, seit vielen Jahren bei Urologen immer wieder in Kontrolle zu sein, wobei der Urin und das Prostataexpriment keine Auffälligkeiten zeigen.
Häufig gibt es in der Vorgeschichte eine Infektionsanamnese, die jedoch erfolgreich behandelt wurde.

Chronisch-bakterielle Prostatitis –
nichtbakterielle Prostatadynie

Bei der nichtbakteriellen Prostatitis besteht die gleiche Beschwerdesymptomatik wie bei der chronisch-bakteriellen Entzündung, wobei Blasenreizsymptome im Vordergrund stehen fallweise gepaart mit Schmerzen beim Samenerguss. Ein positiver Keimnachweis durch die 3-Gläser-Probe oder durch die Prostatamassage-Ejakulat-Diagnostik differenziert, ob eine gezielte Antibiotikabehandlung notwendig ist, wenn eine bakterielle Prostatitis vorliegt, oder ob auf konservative Maßnahmen neben nichtsteroidalen Antirheumatika zurückgegriffen werden kann.

Bei der bakteriellen Prostatitis sind der Ausschluss von Mikroplasmen und Chlamydien, die eine Tetrazyklin- und Partnerbehandlung notwendig machen, notwendig.

Therapeutische Maßnahmen

Patienten mit diesem Schmerzsyndrom kommen in der Regel erst nach ein paar Jahren zur physikalischen
Therapie, wenn alle medikamentösen Maßnahmen ausgeschöpft wurden.
In der physikalischen Ordination steht die ausführliche Anamnese im Vordergrund, die die Aktivtäten des täglichen Lebens, Sport, hilfreiche Maßnahmen, die bereits eingeleitet wurden und aggravierende Ursachen exploriert.

Besonders häufig ist von einem chronifizierten Schmerzsyndrom auszugehen, das mit einer Beckenbodenmuskelverspannung mit Faszienbeteiligung einhergeht und wo bereits psychoemotionale Aspekte das Schmerzgeschehen verstärken. Als begleitende Erstmaßnahme eignet sich daher die Führung eines Tagebuchs für 14 Tage zur Identifizierung Symptom-aggravierender Ursachen.

Diagnostisch ist eine manualtherapeutische Exploration der Muskulatur im kleinen Becken mit Beurteilung der Fasziensysteme, der Triggerpunkte in der Muskulatur und Ligamenti notwendig.
Diese Triggerpunktbehandlung sowie die Faszienbehandlung stellen die Basis der Schmerzbehandlung dar. Gerade die neuen Erkenntnisse der Zusammenhänge von Fasziensystemen mit Muskulatur und deren Organbeziehungen machen diese durch Osteopathie, Faszientechniken sowie auch andere heilgymnastische Techniken gut behandelbar.

Als weitere therapeutische Maßnahme steht Biofeedback zur Visualisierung des vermehrten Beckenbodenmuskeltonus zur Verfügung. Als Ergänzung bietet sich die schmerzlose Elektrotherapie auch als Heimtherapie an und wird von den Patienten gut angenommen. Begleitend haben sich physikalische Therapiemaßnahmen wie aufsteigende, warme Bäder und Rotlicht ebenso als hilfreich erwiesen.

Literatur bei der Verfasserin | Artikelbild (bearbeitet) © Marco Verch – wuestenigel.com