Der Beitrag der physikalischen Medizin zu Sexualität und Wohlbefinden.
Störungen der Sexualität und des Wohlbefindens haben oft viele Ursachen. Die Ärzte und Ärztinnen in der physikalische Medizin können durch ihren therapeutischen Ansatz eine umfassende Rehabilitation anzubieten , deren Grundlage die ICF-Klassifikation zur Beschreibung des funktionellen Gesundheitszustandes der Patientinnen hat, Störungen der Körperfunktionen und Strukturen und deren Auswirkungen auf Aktivitäten des täglichen Lebens und soziale Beeinträchtigungen exakt erfassen.
Auf der Körperebene ist es u.a. durch die Ausbildung in manualtherapeutischen Untersuchungstechniken sowohl in der Diagnostik als auch in der Therapie möglich, Störungen der Beckenbodenmuskulatur sowie des Bandapparates im Beckenbereich festzustellen und zu behandeln.
Dies ist bei Störungen, die im Rahmen von Beckenbodendysfunktionen wie Vulvodynien, Uterusprolaps, Harn- oder Stuhlinkontinenz bestehen, oft der Fall und häufig auch mit sexuellen Dysfunktionen verbunden.
Ein wesentlicher Teil des Angebotes in der physikalischen Medizin ist die Möglichkeit mit therapeutischen Methoden wie Biofeedback der Patientin zu helfen, die mit der Sexualität verbundenen Körpermuskelfunktionen besser in ihr Körperbild zu integrieren. Damit unterstützt die physikalische Medizin Patientinnen bei Verlassen von Mustern, die vielleicht aus Angst oder Scham oder auch aufgrund von mangelnder Wahrnehmung, zu einer Störung im Sexualleben geführt haben.
Auch die Aufklärung von Patientinnen z.B. nach Operationen (z.B. Hüft-Totalendoprothesen, Knie- Totalendoprothesen, …) oder nach internistischen Erkrankungen (z.B. Herzinfarkt) trägt durch Reduktion von Angst und Stärkung des Vertrauens in den eigenen Körper zum Wohlbefinden und sicheren Umgang mit der eigenen Sexualität bei. Leider wird dies aufgrund der stark somatisch konzentrierten Medizin im Rahmen der Aufklärung manchmal vernachlässigt und sollte zunehmend in das Bewusstsein der mit Rehabilitation befassten ÄrztInnen und TherapeutInnen rücken.
Dies gilt insbesondere, wenn das Körperbild durch eine Behinderung z.B. ein Zustand nach Amputationen (Brustkrebsoperationen, Zustand nach Beinamputationen) oder Verbrennungen so beeinträchtigt ist, dass die ursprüngliche sexuelle Aktivität in einer neuen Form erarbeitet werden muss.
Die physikalische Medizin trägt in der Beratung, Diagnostik und Therapie einen wesentlichen Teil zur Unterstützung des sanften Weges zurück zu Wohlbefinden und erfüllter Sexualität bei. Dies kann sie umso mehr, wenn im Rahmen einer interdisziplinären Zusammenarbeit eine klinisch präzise Aufarbeitung und eine gute medikamentöse Einstellung der Patientinnen erfolgt sind.